Australien 2017

Eintrag 8 - Woollooloooo

Die Nacht war kurz, denn für diesen Tag hatte sich der Mechaniker zwischen 10 und 12 Uhr angekündigt. Er kam auch bald und schaute sich unseren Motor an. Da ich etwas entfernt vom Geschehen auf meinem Campingstuhl saß, die Situation beobachtete und mir versuchte anhand der Mimik, Gestik und vereinzelten Wortfetzen ein Gesamtbild zu erstellen, bekam ich nicht alles mit, was er dort machte und was er mit meinem Travelmate Robbin besprach. Das eigentlich wichtige waren eigentlich die zwischenzeitlichen seitlichen Kopfbewegungen und der etwas, ich sage mal vorsichtig, bedröppelte Blick. Das schien wohl etwas größeres zu sein. Da er keine hundertprozentige Diagnose machen konnte und vor Ort machen wollte, gab er uns einen Kontakt. Es schien sich wohl um den Vergaser zu handeln, und in der Region gebe es nicht viele Leute, die sich überhaupt damit auskennen. Dieser war etwas weg und so blieb uns nichts anderes übrig, als uns für Mittwoch einen Abschleppdienst zu rufen, der unser knapp fünf Meter langes Geschoss zum besagten Spezialisten bringt. Um die Stimmung etwas zu heben, gingen wir den restlichen Abend an den Strand und machten uns auf den Weg, um noch etwas zu Essen zu holen. Alle Restaurants waren um 20 Uhr bereits geschlossen und so nahmen wir uns etwas beim Chinesen mit. Das Essen war teuer, nicht wirklich lecker und das Gemansche passte ziemlich gut zu unserem aktuellen Gemütszustand. Alles irgendwie beschissen.

Abschleppdienst

Der erste Abschleppdienst nuschelte und Robbin verstand ihn nicht. Daraufhin legte der gute Herr einfach auf, weil er keine Lust hatte deutlicher zu sprechen. Der zweite Anruf war positiv, denn unser Nachbar klärte alles mit dem Abschleppservice ab. Danke nochmal! (Thanks!) Der Abschleppwagen kam nach dem Anruf schon nach gut 20 Minuten vorgefahren und nahm unsere vierrädrige Rakete direkt Huckepack. Wir nahmen zusammen mit dem Abschlepper im Fahrerhaus platz und fuhren in Richtung Ausfahrt und anschließend in Richtung Albion Park Rail, wo sich besagte Mechanikerbude befand. Er ließ Vandy vom Anhänger runter und wir bugsierten den Van mit seiner Hilfe in einer Parklücke. Wir hatten uns beim Werkstattleiter bereits angekündigt und warfen einen Blick in die Halle. Auf den Hebebühnen befand sich ein Porsche Cayenne und ein anderes hochwertiges Fahrzeug. Die Preise für unsere Reparatur dürften also doch etwas höher werden. Die Werkstattleute schienen sehr beschäftigt und ignorierten uns gekonnt, bis der Chef mit seinem Telefon am Ohr schnurstracks durch uns hindurchlief.

„Oii.. Shitload of Work to do boys“

Er marschierte direkt zum Van und rief über den Parkplatz „Keyyys!“ Wir folgten ihm und schlossen die Türen auf. Nach seinem ersten Blick zeichnete sich ab, was wir schon fast befürchtet hatten. Wir mussten den Van dort stehen lassen. Er hätte jetzt keine Zeit, aber gab uns die Hoffnung für 2-3 Tage, je nach Problem. Denn er musste den Motor dafür aufmachen und er gab uns zu verstehen, warum der mobile Mechaniker darauf überhaupt keine Lust hatte. „Shitload of Work to do boys“. Wir packten also etwas Zeug zusammen und nahmen ein paar wichtige Sachen mit, um uns auf den Weg in die Stadt Wollongong zu machen. Beim Aussprechen des Namens färbte sich plötzlich Robbins T-Shirt von blau zu rot (Grüße gehen raus an alle Age of Empires Spieler unter euch). Dort hatten wir uns in der Zwischenzeit ein Hostel für zwei Tage gebucht, denn sie war an der Bahnstrecke, die wir schon von unseren ersten Besuchen in Shellharbour kannten, allerdings wieder näher an Sydney. Dort wollten wir eigentlich nicht zurück. Nach den restlichen Details zum weiteren Vorgehen machten wir uns auf den halbstündigen Weg in Richtung Bahnstation, entlang der vierspurigen Hauptstraße (zwei Spuren je Richtung). Vorher wollten wir noch etwas essen und wir aßen im gegenüberliegenden Imbiss das Tagesangebot. Kebab Burger. Lecker. Naja. Eigentlich nicht so lecker. Ziemlich unlecker.

Happy Camper, Adventure is Calling

Das chinesische Abendessen vom Vortag, der besagte Kebab Burger mit altem, schon fast trockenem Fleisch und die ganze Situation schlug mir im Hostel ziemlich aufs Gemüt und vorallem tierisch auf den Magen. Wir beide waren psychisch nicht so toll drauf und bei mir kam nun auch noch das physische dazu. Na super. Um die Mittagszeit fühlte ich mich plötzlich total schlapp und legte mich in mein Etagenbett, das bei jeder Bewegung quietschte. WD40 wäre hier absolut mal angebracht... Aus einem kurzen Mittagsschläfchen wurden so plötzlich fünf Stunden und ich wachte erst am Nachmittag gegen 18 Uhr wieder auf. Wir mussten irgendwie noch was essen oder einkaufen für den Abend. Robbin war den Tag bereits in der Nähe unterwegs und hatte in der Bibliothek etwas Zeit verbracht und im City Council das Auto auf seinen Namen umschreiben lassen, von dem wir beide nicht wussten, ob es wieder anspringt oder wir es direkt zum Schrottplatz in Dapto bringen sollten. Der Gedanke war zumindest für eine kurze Zeit da.

Ich konnte am Abend überhaupt nichts essen außer einer Banane und einem halben Müsliriegel. Trinken war in Ordnung, doch beides mochte mich nicht und wollte mich schnellstens wieder verlassen. Ich erspare jegliche Details. Der nächste Tag unterschied sich nicht wirklich vom Ersten in unserer neuen Unterkunft. Das Hostel wirkte sehr freundlich, mit einem offenen Hofbereich, in dem viele Holzbänke standen, auf denen man sich hinsetzen oder hinlegen konnte, denn sie waren allesamt mit Kissen belegt. Im Zentrum stand ein kleiner Lagerfeuerplatz und es saßen ein paar Gäste herum, unterhielten sich oder rauchten Tabak und andere undefinierbare Substanzen. Die Atmosphäre war sehr entspannt und die Leute waren sehr freundlich zu uns. Nur ein paar schienen etwas seltsam zu sein, wie in der gesamten Innenstadt. Wir hatten bisher noch nie soviele komische Leute auf einem Haufen gesehen, seitdem wir in Australien waren. Wer schonmal nachts um 4 Uhr mit der U8 von Gesundbrunnen zur Osloer Straße gefahren ist, der weiß wovon ich rede.

"Wow. Jetzt auch noch das. Wollt ihr uns eigentlich alle verarschen?"

Mir ging es morgens zwar schon etwas besser und auch der Strandbesuch und der Leuchtturm die wir uns anschauten, waren eine sehr wohltuende Abwechslung, aber nach einem kurzen Stop auf einer Bank fühlte ich mich der Waagerechten wieder sehr hingezogen. Mein gesamter Körper fühlte sich an, als ob jedes einzelne Körperteil und jeder Muskel von einem kleinen Seil in Richtung Erde gezogen wurde… Wir machten uns auf den Weg zurück zum Hostel und ich musste mich erneut hinlegen. Nach einem erneuten mehrstündigen Schlaf machten wir uns am Nachmittag auf den Weg zum Supermarkt und dann kam der lang ersehnte Anruf von unserem Vergaserexperten. Er hatte das Problem soweit eingrenzen, die Einzelteile reinigen und die Elektronik reparieren können. Wir sollten uns nächsten Morgen um 9:30 Uhr bei ihm antanzen, weil er noch einen wichtigen Außentermin hatte. Der erste Eindruck von dem Mechaniker war aber völlig falsch. Er war weder arrogant, noch irgendwie überheblich oder blöd zu uns. Er hatte nur eine Menge zu tun und war dementsprechend dauernd auf Achse und gefühlt mit zwei Handys gleichzeitig am telefonieren. Er klärte alle Details mit Robbin ab und wir konnten den Van nach einer weiteren Nacht im Hostelzimmer, das übrigens keine Fenster besaß (dafür aber ein angrenzendes Bad mit Fenster zur Straße) und so unsere angeknackste Psyche noch etwas attackierte, am nächsten Tag wieder in Empfang nehmen. Das Wetter verschlechterte sich zum Abend und es war für die Nacht sowie für den kommenden Tag 13° C und Regen angesagt. Wow. Jetzt auch noch das. Wir fühlten uns leicht verarscht. Australien schien uns nicht zu mögen...

Songs der vergangenen Tage:
Thy Art Is Murder - Fur And Claw
Skraeckoedlan - El Monstro
Korpiklaani - Pilli On Pajusta Tehty

Wer bei meinem Travelmate vorbeischauen möchte kann dies bei Instagram tun: @outback_robbin.

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Instagram, mate.

n.ruegge

Hi, I'm Nils from Berlin, Germany 🇩🇪. Sometimes I take some random pictures, play drums or ride my motorcycle. Cheers! ~Currently in Australia 🇦🇺~

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