Australien 2017

Eintrag 9 - Freedom

Da wir einen relativ frühen Zug erwischen mussten, machten uns um 7:30 Uhr auf den Weg zum Bahnhof Wollongong. Der Regen war nicht besonders stark, aber der Wind und die niedrige Temperatur erinnerten eher an den Berliner Herbst, dem wir vor zwei Wochen entflohen waren. Auf dem Weg holte sich Robbin noch einen Kaffee, ich lehnte dankend ab und wir gingen herunter zum Bahngleis. Nasskalt und geschwitzt von einem Rucksack auf dem Rücken und einem kleineren auf der Vorderseite, warteten wir auf den Zug. Der Wind fegte über die Gleise und trug vereinzelte Regenschwaden bis zu meinen Beinen. Ich wickelte mir mein Handtuch um, denn meine kurze Hose war zu kurz, um meine Schienbeine zu bedecken. Bekleidet mit zwei Kapuzenjacken und einem dünnen Mikrofaser-Handtuch als Decke saß ich also in Wollongong am Bahnhof morgens um 8:15 Uhr. Ich hätte mir nichts schöneres vorstellen können.

Als der Zug endlich kam waren wir allerdings noch nicht am Ziel, denn es lag noch ein Fußmarsch von 30min zur Werkstatt vor uns. Robbin entschied sich schnell alleine zu gehen. Ich wartete solange am Bahnhof Albion Park und bewachte unsere vier Rucksäcke. Als er nach einiger Zeit endlich angetuckert kam, mussten wir nur noch unsere Habseligkeiten verstauen und endlich aus der Shellharbour/Wollongong Region wegkommen. Hier hatten wir wirklich viel zu viel Zeit verplempert. Es regnete ziemlich stark, aber das war uns in dem Moment egal. Wir fuhren in Richtung Süden weiter bis Ulladulla und suchten uns einen Campingplatz. Dort bauten wir erstmal unsere Vorzeltplane und unsere Campingstühle auf und kamen etwas zur Ruhe. Wir trafen einen anderen deutschen Reisenden, der alleine unterwegs war und er lud uns noch abends auf einen Jägermeister ein. Nach unserem Essen waren wir allerdings so müde, dass wir das leider ausschlagen mussten und wir gingen schlafen. Der Platz war auch zu zweit völlig ausreichend im Van und es war definitiv nötig, denn fürs Zelt war ich noch nicht wirklich fit genug und hatte keinen ausreichenden Schlafsack. Es war auch hier noch recht kühl.

Pretty Beach

Wir wurden vom Sonnenschein geweckt und machten uns bald auf den Weg. Wir hatten keinen wirklichen Plan wo wir hinfahren wollten, deshalb hatte Robbin tagszuvor ein Lonely Planet Buch mit Roadtrips der Ostküste gekauft. Wir suchten ein paar Punkte heraus und fuhren diese ab. Das war auch die erste Bergprüfung für unseren fahrbaren Untersatz. Bisher war es bis auf ein paar vereinzelte Anhöhen doch eher flach gewesen. Wir besorgten und noch Wasser und etwas zum Essen und suchten uns den ersten gratis Campingplatz im Wald heraus. Vorher wollten wir aber noch zum "Pretty Beach" und sahen dort zu unserer Überraschung das erste mal lebende Känguruhs! Ein paar tote hatten wir am Straßenrand schon gesehen - diese zählten aber nicht. Sie lagen einfach so im Schatten rum ohne zu hüpfen. Pah! Öde. Unseren Campingplatz fanden wir nach einer ziemlich rumpeligen Schotterstraße aber relativ schnell. Auf einer Landzunge genau zwischen einem See und dem Tasmanischem Meer gelegen, hörten wir Wellen von beiden Seiten. Der Platz war zwar nicht vergleichbar mit den ersten Campingplätzen, die alles hatten, aber hier waren wir frei und außer 4 oder 5 anderen Wagen war dort niemand. Auf dem Türrahmen des ca. 150m entfernten Plumpsklos saß eine dicke, fette, schwarze Spinne. Wir machten uns abends ein paar Pfannkuchen und ich aß das erste mal wieder richtig nach 2 1/2 Tagen, was ganz gut war.

„Rrrrrichtig dunkel da draußen. Und dann guckt mich auch noch dieses Vieh an...“

Ich musste nachts trotzdem raus. Was nicht so schlimm gewesen wäre, doch die Situation war jetzt ein wenig anders. Wo die Tage vorher nur ein paar Schritte ins beleuchtete Bad nötig waren, war es jetzt ein Weg von 150m durch den stockdunklen Wald, in dem man 0, ich wiederhole 0 gesehen hat. Ich überlegte also ca. 5min, ob ich jetzt wirklich rausgehen möchte. Bewaffnet mit meiner LED Lampe und meiner Allzweckwaffe, den Adiletten stapfte ich ein paar Meter, als mich ein Opossum mit leuchtenden Augen anstarrte. Eieiei… Schnell weiter zum Klohäuschen. Dort gab es auch kein Licht, doch zum Glück war mein Spinnenfreund vom Nachmittag nicht zu sehen. Um die ganze Sache spannender zu machen, knipste ich das Licht meiner LED Lampe aus. 100% Dunkelheit. Rrrrrisch dunkel. Ich versuchte Schatten oder Umrisse der Wände zu erkennen, doch das war scheinbar unmöglich. Es gab kein Restlicht oder irgendwas, was mir helfen konnte. Zurück im Van war ich froh wieder unter meiner Decke zu liegen und wurde am nächsten Morgen erst vom Kaffee geweckt.

Reiseführer Australien

Die beiden Tage am Pambula Beach waren jetzt wieder so normal, dass ich dazu eigentlich relativ wenig zu schreiben habe. Wir konnten an der Campingküche wieder super angenehm kochen, der verspätete Safety Check unseres Vans ergab keinerlei Mängel und der Wein schmeckte. Die Landschaft hat uns einige Male den Atem verschlagen, aber sonst gab es nicht viel außergewöhnliches. Die Känguruhs kamen an unseren Van heran und nagten am Gras direkt an der Steinplatte. Hier völlig normal. Doch eine Sache ist passiert: Eine Spinne, die erst über Robbins Oberkörper lief und am zweiten Tag im Van über meine abgelegte Jacke kroch. Glaubt man Gerüchten von Wanderern, so bewachte sie einst eine geheime, vergessene Treppe zwischen Minas Morgul und Mordor. Nur wenige kennen diesen geheimen Zugang. Da ich das Licht Galadriels allerdings nicht bei mir hatte (Flüssigkeiten sind im Handgepäck ja nicht erlaubt), musste ich das behaarte Ungetüm mit einem gezielten Adiletten Schlag aus dem Van befördern, woraufhin es gelähmt am Boden lag und sich auf sein Ende vorbereitete. Ich aktivierte den Anti-Arachnomat5000, um das behaarte, achtbeinige Geschöpf für alle Ewigkeit in den Tiefen des Fangornwaldes zu verbannen. Oder kurz: Ich stülpte eine Pringlesdose über die Spinne und warf sie in den Busch. Grüße gehen raus an Gandalf!!! Highlight war auf jeden Fall auch unser Kartoffel-Kürbis-Feta BBQ, mit karamellisierten Zwiebeln. Grüße gehen raus an Muddi ;)



Songs der vergangenen Tage:
Darkthrone - Inbred Vermin
Mastodon - Circle of Cysquatch
In Extremo - Störtebeker

Wer bei meinem Travelmate vorbeischauen möchte kann dies bei Instagram tun: @outback_robbin.

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n.ruegge

Hi, I'm Nils from Berlin, Germany 🇩🇪. Sometimes I take some random pictures, play drums or ride my motorcycle. Cheers! ~Currently in Australia 🇦🇺~

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